"Saturday" Ian Mc Ewan (Rezension) a silhouette of two men standing in front of a large clock

„Saturday“ von Ian McEwan

Ein Samstag voller Spannung und innerer Konflikte

Ein Samstag im Februar 2003 stellt das Leben des Neurochirurgen Henry Perowne auf den Kopf. Die zufällige Begegnung mit einem gewalttätigen Fremden bedroht nicht nur ihn, sondern auch seine Familie. Inmitten der schwierigen Vorkommnisse in der Welt reflektiert Henry über das Leben, den Krieg und die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz.

Inhalt / Zusammenfassung „Saturday“

Der Roman „Saturday“ von Ian McEwan spielt an einem einzigen Tag, am 15. Februar 2003. Die wohl berühmtesten Romane, die den Verlauf eines einzigen Tages abbilden, sind „Ulysses“ (1922) von James Joyce und „Mrs. Dalloway“ (1925) von Virginia Woolf.

Der Neurochirurg Henry Perowne wacht am frühen Morgen auf und sieht ein brennendes Flugzeug am Himmel. Sofort erinnert es ihn 9/11. Es handelt sich zwar in diesem Fall um keinen Terroranschlag, aber das Gefühl der Bedrohung bleibt beim Leser und beim Protagonisten vorhanden.

Während des Tages meistert Henry unterschiedliche alltägliche Herausforderungen. Auch einen Verkehrsunfall, den er mit einem gewalttätigen Mann namens Baxter hat. Henry erkennt bei der Auseinandersetzung, dass Baxter an einer neurologischen Erkrankung leidet. Durch das Gespräch mit Baxter über die unheilbare Erkrankung Chorea Huntington, gelingt es Henry, Baxter zu manipulieren und die Situation zu entschärfen.

Allerdings bleibt das nicht die letzte Begegnung mit Baxter. Henrys Familie wird bedroht.

Worum geht es in „Saturday“

Ein bedeutender Teil des Romans sind Henrys innere Monologe. Als der Roman entstand, war der Irakkrieg ein kontrovers diskutiertes Thema in der westlichen Welt. McEwan benutzt Henrys Gedanken, um die ethischen und moralischen Fragen eines möglichen Krieges und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft zu beleuchten. Der Krieg wird zum Katalysator für Henrys Reflexionen über eine Vielzahl von Themen, die universell und zeitlos sind: Glück, Familie, Wissenschaft und Vergänglichkeit.

Henry denkt über das fragile Glück nach, das er in seinem Leben empfindet. Seine Familie spielt dabei eine zentrale Rolle und wird zur Linse, durch die er die Stärke, aber auch die Verletzlichkeit menschlicher Beziehungen wahrnimmt.

Die Wissenschaft, sowohl als Berufung als auch als Lebensphilosophie, bildet einen weiteren Schwerpunkt seiner Überlegungen. Henrys Zugang zur Welt ist durch seine wissenschaftliche Ausbildung geprägt, und er hinterfragt, inwiefern diese Rationalität als Lösung seiner Lebensfragen in Frage kommt.

Historischer Hintergrund

Die USA sind am 20. März 2003 im Rahmen einer von den USA geführten Koalition, im Irak einmarschiert. Dabei spielte Groß-Britannien eine große Rolle. Dieser Einmarsch markierte den Beginn des Irakkriegs, der offiziell mit der Begründung gerechtfertigt wurde, dass der irakische Diktator Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besitze und eine Bedrohung für den internationalen Frieden darstelle. Allerdings wurden später keine solchen Waffen gefunden.

Jan Josef Liefers liest „Saturday“ 

Jan Josef Liefers hat dieses Buch 2016 eingelesen. Die berühmteste Rolle des Schauspielers ist der Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne im Münsteraner Tatort. Liefers spielt an der Seite von Axel Prahl, der den Kommissar Thiel verkörpert. 

Wer den Schauspieler kennt, weiß, dass Liefers in der Lage ist, seine Stimme vollkommen auf den Sachverhalt abzustimmen und in der Szene aufzugehen. Das ist auch in „Saturday“ der Fall.

Jan Josef Liefers ist nicht nur Schauspieler und Hörbuchsprecher, sondern auch Regisseur, Musiker und Produzent. 

Cover Saturday

Das Cover zeigt die Silhouette zweier Männer vor einer großen Uhr. Die Uhr ist transparent, nur die Zeiger sind sichtbar.

Autor Ian McEwan

Ian McEwan wurde am 21. Juni 1948 geboren. Er studierte Englische Literatur und macht einen der ersten kreativen Schreibkurse in Großbritannien unter der Leitung von Malcolm Bradbury.

Seine berühmtesten Romane sind: „Abbitte“ (2001), „Liebeswahn“ (1997), „Amsterdam“ 1998 erhielt den Booker Prize, „Machines like me“ (2019), „Die Kakerlake“ (2020) und besonders gut hat mir persönlich der Essayband „Erkenntnis und Schönheit“ (2020) gefallen.

Der Autor setzt sich oft mit ethischen und existentiellen Herausforderungen unseres modernen Lebens auseinander. 

Fazit / Kritik „Saturday“ 

Über dem Roman schwebt die Nachdenklichkeit über die Vergänglichkeit des Lebens. Angesichts der Unwägbarkeiten des Krieges und der Bedrohungen, die über seiner scheinbar geordneten Existenz schweben, erkennt Henry die flüchtige Natur des Lebens. Diese Überlegungen lassen ihn die Bedeutung der gegenwärtigen Momente stärker schätzen und die unaufhaltsame Passage der Zeit mit einem neuen Bewusstsein betrachten.

Aber nicht nur Henry empfindet so, auch ich als Leserin, die in Zeiten des Ukraine-Krieges lebt, vergleiche die Zeit vor dem Krieg mit der aktuellen Zeit. Krieg verroht nicht nur die Akteure, sondern auch die Gesellschaft, selbst wenn diese glaubt, mit dem Krieg nicht wirklich etwas zu tun zu haben.

Heute (8. Januar 2025) habe ich beim ersten Nachrichtencheck erfahren:

  • dass Mark Zuckerberg die „Faktenchecker“ aus Meta (das betrifft u. a. Facebook, Instagram und Whatsapp) entfernen lässt.
  • dass Trump, kurz bevor er überhaupt im Amt ist, Ansprüche auf Grönland und den Panamakanal erhebt, und diese auch militärisch unterstützen würde.
  • dass Trump aus Kanada einen weiteren Bundesstaat der USA machen möchte. Das ist so absurd, das ich weder bei der ARD, beim ZDF noch bei Zeitonline einen ausführlichen Beitrag dazu finde.
  • anscheinend hat Israel bei einem Bombardements des Gazastreifens ein Flüchtlingslager getroffen. 18 Tote und darunter seinen auch 5 Kinder. (Tagesschau 8.02.25)

Ich war einmal ein richtiger Fan von Elon Musk. Ich fand ihn innovativ, frech, immer wieder sich aufrappelnd …
inzwischen finde ich, dass er den Boden verloren hat und käuflich geworden ist. Schade!

Wäre Trump auch wieder gewählt worden, wenn es den Ukraine-Krieg nicht gegeben hätte?

McEwan verwebt all diese Themen meisterhaft mit den Ereignissen des Romans und schafft damit ein tiefsinniges und nachdenkliches Werk, das weit über die Handlung hinausreicht.

Das Buch ist sicherlich nicht für jeden die richtige Wahl. Der Leser wird ständig zum Nachdenken ermuntert. Gerade das Einbinden der Gedanken in die alltäglichen Rituale wie Zähneputzen, anziehen etc. holt den Protagonisten und auch die Leser*innen aus der Komfortzone. Durch die fast schon langweiligen detailreichen Beschreibungen von Henrys Alltag, geraten die Gedanken schnell in Bewegung. Das ist sicherlich auch vom Autor beabsichtigt. Respekt! Das ist gelungen.
Ein Roman, der gut in das Heute und Hier passt.

Bibliografie „Saturday“ Ian McEwan

"Saturday" Ian Mc Ewan (Rezension) a silhouette of two men standing in front of a large clock

Aus dem Englischen von Bernhard Robben
Taschenbuch
400 Seiten
erschienen am 27. März 2007
978-3-257-23627-9
€ (D) 14.00 / sFr 19.00* / € (A) 14.40
* unverb. Preisempfehlung

Hörbuch-Download „Saturday“

6 Std. 43 Min.
erschienen am 24. August 2016
Gesprochen von Jan Josef Liefers

Bookbot

Mein herzlicher Dank geht an Bookbot für das Rezensionsexemplar. Um meine Bibliothek zu vervollständigen, kaufe ich gerne, gebrauchte, aber gut erhaltene Bücher. Im Rahmen der Nachhaltigkeit kann ich nur empfehlen, alte gelesene Bücher, die man nicht behalten möchte, bei Bookbot zu verkaufen und dafür Bücher, die man gerne möchte auch mal gebraucht zu kaufen.

Bookbot ist eine Firma, die sich auf den An- und Verkauf gebrauchter Bücher spezialisiert. Der Service richtet sich sowohl an Personen, die ihre gebrauchten Bücher verkaufen möchten, als auch an Käufer, die preisgünstige, gebrauchte Exemplare erwerben wollen. Das Geschäftsmodell ist nachhaltig und trägt dazu bei, Bücher einem zweiten Lebenszyklus zuzuführen, was gut für die Umwelt ist und gleichzeitig den Zugang zu Literatur für ein breiteres Publikum ermöglicht.

Weiterführende Links

Ian McEwan
Ian McEwan bei Diogenes
Perlentaucher
Literaturkritik
Dieter Wunderlich
Rezension „Die Kakerlake“
Rezension „Maschinen wie ich“
Rezension „Erkenntnis und Schönheit“

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen