Der Hund Friedrich Dürrenmatt Rezension

Buchrezension Der Hund Friedrich Dürrenmatt

Zusammenfassung/Inhalt Der Hund Friedrich Dürrenmatt

Wie mehrfach in Dürrenmatts frühen Prosatexten, ist der Protagonist ein anonymer Ich-Erzähler. Diesem fällt ein Prediger auf, der in der Stadt ohne Regelmäßigkeit auftaucht und seine Wahrheiten verkündet. Der Erzähler bemerkt, dass immer ein schwarzer, furchteinflößender, großer Hund an der Seite des Predigers ist. Die Leser:innen erfahren zuerst einmal nicht, worüber der Prediger spricht. Weil der Erzähler völlig in den Bann des Predigers geraten ist und keinen Auftritt versäumen möchte, folgt er ihm nach Hause.

Die Wohnung befindet sich im Keller, dort lernt er die Tochter des Predigers kennen, mit der er eine sexuelle Verbindung eingeht, obwohl der Vater nicht weit entfernt auf einer Matratze neben dem Hund schläft.

Von der Tochter erfahren die Leser:innen nun, dass der Vater (der Prediger) einmal ein sehr reicher Mann war, aber auf den gesamten Reichtum verzichtete, um den Menschen der Stadt, die Wahrheit zu predigen. Und dass sie selbst ihm folgt, weil sie weiß, dass es die Wahrheit ist, was er verkündigt. Kurz danach, habe sich ihnen der Hund angeschlossen.

Und die Leser:innen erfahren auch, dass es sich keineswegs um eine Freundschaft zwischen Hund und Mensch, im Sinne von „Der beste Freund des Menschen“, handelt., sondern dass sowohl Vater, als auch die Tochter, Angst vor dem Tier haben.

Als die Mutter mit Freunden, den Prediger und die Tochter wieder nach Hause holen wollen, werden auch sie von dem Hund bedroht.

Der Hund trägt keinen Namen, ist wie der Erzähler anonym.

»Dann schick ihn fort, den Hund«, antwortete ich, aber das Mädchen schüttelte den Kopf. »Er hat keinen Namen und so würde er auch nicht gehen«, sagte es leise.

Die Beziehung der Tochter mit dem Erzähler findet nur in der Kellerwohnung statt, bis eines Tages das Mädchen zum Erzähler kommt und ihn bittet, den Hund zu töten. Der Erzähler hatte damit gerechnet und sich deswegen schon eine Pistole gekauft.

Aber er kommt zu spät. Er findet den Prediger vom Hund zerfleischt auf dem Boden liegend. Von der Tochter keine Spur. Drei Tage später wacht der Erzähler nachts auf, und schaut aus dem Fenster, dabei sieht er das Mädchen, mit dem Hund durch die Straßen wandernd.

Biographische Zusammenhänge und Einordnung

In Ulrich Webers „Friedrich Dürrenmatt. Eine Biographie.“, finden wir den Hinweis auf ein Geschehen in Dürrenmatts Jugend: Ein Hund, den er öfters ausführte, fiel ihn auf einmal an. Erst seine Mutter Hulda und der Hundebesitzer konnten den Hund von Dürrenmatt trennen, der blutüberströmt dalag. Der Hund wurde erschossen.

Aber auch ein anderes Geschehen können wir bei Ulrich Weber nachlesen, das Dürrenmatt selbst in WA 36 und 29 verschriftet hat: Gedanken zum Tode, die immer wieder auf das Motiv Hund zugreifen.

Dann zwängte sich etwas durch meine Beine, verschwand im Dunkel des Raumes, es war sein Hund. Vielleicht habe ich darum eine Woche später im ›Rocher‹ bis tief in die Nacht hinein aus dem Gedächtnis eine Zeichnung um die andere von dieser unbändigen Leiche entworfen und die letzte mit Kaffee bemalt. Ich spürte, daß sich in meiner Erinnerung zwischen sie und mich der Hund auf der Rampe der Abdeckerei schob als Sinnbild des Todes selbst […]. (WA 29, S. 18f.)

Weber, Ulrich: Friedrich Dürrenmatt. Eine Biographie.

Biographische Einordnung weiterlesen

Interpretationsansätze „Der Hund“

Der Hund ist sicherlich auch als mythisches Symbol im Sinne von Cerberus, dem „Höllenhund“, zu sehen. Wie üblich schreibe ich keine ausgearbeitete Interpretation, sondern möchte auf einige wenige Interpretationsansätze hinweisen.

Als der Maler Varlin stirbt, mit dem Dürrenmatt eine Künstlerfreundschaft pflegte, sind Gedanken mit dem Tode unmittelbar mit dem Motiv des Hundes verbunden.

Auf der Seite des Diogenes Verlags findet sich zu dieser Freundschaft ein schöner Beitrag:

Daraus möchte ich gerne zitieren und auch ein wenig neugierig machen!

Es war »eine unkonventionelle Freundschaft zwischen zwei Künstlern (…), die ihr Leben einer Kunst verschrieben und heimlich vom Talent des anderen träumten«, schreibt Janine Perret Sgualdo, die ehemalige Leiterin des Centre Dürrenmatt in Neuchâtel, im Geleitwort zum Ausstellungskatalog Varlin – Dürrenmatt: Horizontal

Alles scheint vorherbestimmt. Jeder weiß, was geschehen wird. Der Ich-Erzähler hatte sich schon eine Pistole gekauft.

„Der Hund“ als Motiv in der Stoffe-Edition

Wenn wir in den „Stoffen“ nach dem Begriff Hund suchen, bekommen wir Treffer auf 73 Seiten
in 5 Textzeugen

Der Hund auf der Rampe war wie der Hund, der mich in meiner Jugend angefallen hatte, die rasende Wut kam mir in Erinnerung, als ich mit dem großen schwarzen wilden Tier kämpfte, und nun ich plötzlich, dass dieser Wolfshund auch zwei gelbe Flecken auf der Stirne gehabt hatte und gelbe Läufe, und dass der Bauch und die Innenseite seiner Rute weiß gewesen waren: Der Feind lag vor mir auf der Rampe, und das Fehlende war die Feindschaft, und was sie tilgte, war der Tod .

☞ Bd. 1, S. 231 f.

Aber es gibt sicherlich noch viele weitere Interpretationshinweise. Ich weise auf die Ansätze hin, die ich wählen würde.

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Benutzerbild von Connie Ruoff

Connie Ruoff

Mein Name ist Connie Ruoff, ich bin 1960 geboren, habe Philosophie und Germanistik studiert. Damit mir zu Hause nicht langweilig wird, studiere ich"Bloggen professionell gemacht" in der Fernakademie. Ich lese alles, was ich finden kann.

3 Kommentare zu „Der Hund Friedrich Dürrenmatt Rezension“

  1. Benutzerbild von Ronald Lommel

    Ich kenne den Autor Friedrich Dürrenmatt nicht; weiß auch nichts über mögliche Bezüge zu den einzelnen Motiven der Erzählung; ich nehme das erzählte Geschen einfach nur wahr. Im Gegensatz zum Erzähler ist der HUND bei mir positiv konotiert, da ich persönlich Hundebesitzer bin. Mich fasziniert in der Erzählung zuallererst einmal die Treue des Hundes daher schreckt mich auch sein Aussehen nicht. Mich fasziniert außerdem der Prediger, der schlicht und einfach das Evangelium verkündet ohne darauf aus zu sein, gefallen zu wollen. dass er am Ende von seinem Hund getötet wird ist nicht vorhersehbar. Hier bricht das Bild auseinander. Es zeigt mir, das dem Erzähler den Prediger gleichgültig war. Aber das größere Geheimnis ist dessen Tochter: sie kämpft unter der Maske Angst zu haben, um die Zuneigung des Hundes. Das führt bis zu dem Wunsch ihn töten zu lassen, damit er nur ihr treu ist und nicht mehr ihrem Vater gehorcht. Vielleicht handelt es sich in der Geschichte über einen Vater – Tochter- Konflikt. Das wäre meine erste Spur. Die andere ist mehr philosophischer Art wenn ich annehme, dass der Hund Stellvertreter für die Wahrheit ist, die Wahrheit, die den Menschen letztlich auffrisst weil er sie nicht ertragen kann. Und wenn der Mensch von ihr aufgefressen ist wird er neu geboren…

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