Für alle, die keine Stimme mehr haben …
Zum Inhalt „Elegie des Großen Krieges“
„Dieses Buch soll all jenen gewidmet sein, die keine Stimme mehr haben, weil der Krieg sie ihnen nahm.“
„Elegie des Großen Krieges“ von Dorothe Reimann hat keinen leichten Inhalt. Der Erste Weltkrieg – ein Krieg, der Europa und Russland in die Katastrophe trieb. Sicher jeder Krieg ist unbarmherzig und weckt das Schlechteste in den Menschen. Der Mensch verroht.
Aber dieser Krieg, war noch ein Krieg, der nicht mit Drohnen oder Raketen, die gezielt auf die eingegebenen Koordinaten eilen und Zivilpersonen durch „Friendly Fire“ sterben, sondern es war ein Krieg, in dem sich die Menschen gegenüber standen. Menschen, die einander nicht kannten und keinerlei persönlichen Hass auf den anderen spürten, sondern auf ihn schossen, weil er der „FEiND“ war. Sie lagen in den Schützengräben im Dreck, und warteten auf den Tod oder darauf, den „FEIND“ töten zu können, bevor der sie tötete. Die jüngsten Soldaten waren noch Kinder, die in die Schule oder mit Gleichaltrigen spielen sollten.
Dorothe Reimann hat das, was dieser Krieg mit den Menschen angerichtet hat, in den Fokus genommen. Sie erzählt eigentlich wenig über den Ersten Weltkrieg an sich, sondern sie zeigt in zwei Handlungssträngen, wie es den Menschen, hier vor allem den Soldaten, in diesem Krieg geht.
Sprachliche Gestaltung „Elegie des Großen Krieges“
„Jetzt verlöschen die Lichter in ganz Europa. Wir werden sie nie wieder in unserem Leben brennen sehen.“
„Elegie des Großen Krieges“ beginnt mit einem Zitat von Sir Edward Grey, dem damaligen Außenminister.
Ein sehr gut gewähltes Zitat. Das Buch endet mit der Widmung, die ich zu Beginn zitiert habe.
Der eine Handlungsstrang erzählt in Briefen, die der deutsche Soldat Ernst Berger an seine heimliche Liebe, das Fräulein Marie schreibt, wie verzweifelt er um sein Überleben kämpft. Diese Briefe an Marie geben seinem Leben einen Sinn. Das ist besonders tragisch, weil Marie gar nichts von seiner Liebe weiß und mit Ernst Bergers Vorgesetztem verlobt ist. Durch die Briefform lauscht der Leser der Erzählperspektive Ernst Bergers in der Ich-Form.
Der andere Handlungsstrang erzählt von Ben, einem britischen Soldaten. Dieser Handlungsstrang wird nicht in Briefform, sondern als Geschichte erzählt. Dennoch kann sich der Leser der Atmosphäre nicht entziehen. Die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit durchdringt das Buch.
Wie schon erwähnt, arbeitet die Autorin mit zwei Handlungssträngen, wenn man diese genau verfolgt, stellt man fest, dass die zwei Protagonisten einander sehr ähnlich sind. Beide kämpfen für eine Sache, deren Sinn sich ihnen nicht wirklich erschließt.
Cover und äußere Erscheinung „Elegie des Großen Krieges“
Das Cover zeichnet die Atmosphäre des Buches. Es passt sehr gut.
Wie wurde ich auf das Buch aufmerksam?
Thor und ich haben uns am 2. Juni mit Petrissa vom Hundertmorgenwald auf der Buchkunstmesse in Mainz getroffen. Auch wenn es schon wieder acht Wochen her ist, werde ich in nächster Zeit noch einige Aussteller erwähnen, bei denen ich etwas gekauft habe.
Und genau auf dieser Messe lernte ich Dorothe Reimann kennen. Kurz zuvor hatte ich “1913” von Florian Illies, das die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, und “Zeit der Zauberer” von Wolfram Eilenberger, das die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg behandelt, rezensiert. Aus diesem Grund passte natürlich der Erste Weltkrieg wunderbar dazu.Dorothe Reimann erzählte, dass sie selbst durch Lesen von Soldatenbriefen dazu angeregt wurde, das Buch zu schreiben.
Fazit „Elegie des großen Krieges“
Ich konnte das Buch nicht an einem Stück lesen, weil Dorothe Reimann diese Ausweglosigkeit so gut mit ihren Worten auf den Leser überträgt, dass es schmerzt. Ich empfand Wut über die Menschen, die den Krieg nutzten, ihr eigenes Ego selbstverliebt zu pflegen. Vorgesetzte, die ohne Rücksicht auf die ihnen unterstellten Soldaten, sich selbst in Sicherheit und die anderen ins Verderben führten.
Am traurigsten machte mich die Tatsache, dass es zwar eine Fiktion, die Rahmenbedingungen historisch real sind.
Es ist wichtig, solche Bücher gegen das Vergessen zu lesen. Wir dürfen nie aus dem Blick verlieren, wie wichtig Frieden ist und welch große Katastrophe ein Krieg ist.
Es ist gut, dass Dorothe Reimann nicht über den „Krieg“ schreibt, sondern die Perspektive zweier Beteiligter gewählt hat, die einfache Soldaten sind und keinerlei Einfluss auf das politische Geschehen nehmen können.
Dieses Buch ist empfehlenswert!
By Connie Ruoff
Elegie des Großen Krieges
Dorothe Reimann
Verlag: BeDa, Tusch & Theo – der Autorenverlag,
9.11.2018
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