„Der Tod ist nur eine Reise“ Moby Dick.

„Der letzte Sessellift“ ist das neuste Buch von John Irving, der ein Meister der Erzählkunst ist. Wer kennt nicht, „Garp oder wie er die Welt sah“, „Hotel New Hampshire“ und das für mich beste Buch: „Gottes Werk und Teufels Beitrag“. Seine bisher 14 Romane wurden Bestseller. Vier davon wurden erfolgreich verfilmt. Aber kann „Der letzte Sessellift“ daran anknüpfen?

Worum geht es in „Der letzte Sessellift“?

Im Focus stehen Liebe, Vertrauen und Toleranz in der Gesellschaft.  John Irving erzählt uns von Adam Brewster. Von seiner Mutter wurde vergöttert. Aber wer ist der Vater? Little Ray, Adams Mutter, schweigt dazu. Ein großer Teil des Buches, beschäftigt sich mit Adams Suche nach seinem Erzeuger.

Die Brewsters sind eine bunte Familie. Die Großmutter liest ihm Moby Dick vor, weil sie glaubt, mithilfe dieses Buches, alle Fragen des Lebens beantworten zu können.

„In der Erinnerung an die Winter meiner Kindheit und frühen Jugend war meine Großmutter meine Mutter. Nana, so nannte ich Mildred Brewster, war meine Winter-Mom. Sie war die hingebungsvollste Fürsprecherin meiner Mutter, und für eine Weile auch die einzige, wie mir schien.“

Seine Mutter Little Ray spielt neben Adam wohl die wichtigste Rolle. Sie verkörpert durch ihre unangepasstes Verhalten, nicht nur eine Art von Widerstand, sondern auch die Freiheit. Cousine Nora, seine Seelenverwandte hatte einen ganz besonderen Blick auf die Familie:

„Ich war vierzehn, fast fünfzehn, als Nora Folgendes zu mir sagte. Man muss bedenken, dass Nora da bereits über zwanzig war. »Falls du noch nicht alt genug bist, um das zu verstehen, Adam, dann wirst du es bald sein«, sagte sie. »Die Probleme, die wir damit haben, Brewsters zu sein, haben alle mit Sex zu tun.“

Obwohl Elliott sich als Frau fühlt, übernimmt er die Rolle des Vaters für Adam. Die Onkeln und der Großvater spielen keine wirklich wichtige Rolle. Es sind die Frauen, die den Roman tragen. Entweder durch ihre Handlungen oder durch ihren Einfluss auf Adam. Die Leser:innen sehen die Welt durch Adams Augen.

John Irving bedient bei der Auswahl der Personen viele konfliktbehaftete Themen. Transgender, Homosexualität, Homophobie, aber er zeigt auch Charaktere, die sich in keine Schublade einordnen lassen. Little Ray verkörpert in meinen Augen, die völlige Unangepasstheit.

Die Bühne für Irvings Geschichten sind auch hier die Vereinigten Staaten und deren Geschichte. McCarthy, der Vietnamkrieg, die Aidskrise, bis heute. Besonders die Entwicklung der Gesellschaft und deren Auswirkungen bilden den Hintergrund.

Das Hörbuch „Der letzte Sessellift“

Das Hörbuch wird von Thomas Sarbacher gesprochen. Der Hörbuch-Download ist am 24. Mai 2023 erschienen und hat eine Dauer von 33 Std. 51 Min.

Die erste Hälfte hörte ich sehr gerne, aber spätestens, wenn die Stelle mit den Drehbüchern kommt, wiederholt sich vieles und die Längen sind teilweise sehr anstrengend.

Fazit / Kritik „Der letzte Sessellift“

Nach 700 Seiten ging mir ein wenig die Luft aus. Die Gespenster waren nichts Neues mehr. Und die Drehbücher, der nicht gedrehten Filme, machten das Lesen nicht spannender. 

Ich war drei Monate mit „Der letzte Sessellift“ beschäftigt, dann gab ich auf, obwohl das Ziel in Sicht war – das Ende. 300 Seiten weniger hätten meiner Ansicht nach, dem Buch nicht geschadet. Das finde ich eigentlich sehr schade, weil ich die Story skurril und durchaus lesenswert fand, nur eben nicht in dieser Länge und mit den eingearbeiteten Drehbüchern.

Weiterführende Links

John Irving im Gespräch mit Benedikt Wells

Diogenes Verlag

Peter Mohr in Literaturkritik

Dieter Wunderlich

„Damals“ Siri Hustvedt (Rezension)

Benutzerbild von Connie Ruoff

Connie Ruoff

Mein Name ist Connie Ruoff, ich bin 1960 geboren, habe Philosophie und Germanistik studiert. Damit mir zu Hause nicht langweilig wird, studiere ich"Bloggen professionell gemacht" in der Fernakademie. Ich lese alles, was ich finden kann.

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