Was ist mit Melody geschehen?
Inhalt / Zusammenfassung
Tom Elmer soll für Alt-Nationalrat Peter Stotz den Nachlass ordnen. Er ist gespannt darauf! Als er dem Nationalrat näher kommt, sieht er einen alten Mann, der zeitlebens um seine große Liebe Melody getrauert hat. Entspricht das wirklich der Wahrheit? Wen erkennt man, wenn man diesen Vorhang zur Seite schiebt? Hat er die letzten Jahrzehnte nur eine Rolle gespielt?
Melody ist mit Geheimnissen umgeben. Was ist damals geschehen? Ist sie wirklich einfach spurlos verschwunden?
„(…) Ich merkte immer deutlicher, dass ich schon vergeben war. Melody war meine Frau und würde es immer sein. Ob sie nun lebte oder tot war oder für immer verschwunden. Mir wurde klar, dass ich den Rest meines Lebens mit ihr verbringen würde.“
Auszug aus
Melody
Martin Suter
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Kann man die Vergangenheit ungeschehen machten? Inwieweit kann man schlecht getroffene Entscheidung ausblenden und sie unsichtbar machen? Kann man seine Umwelt mit einer Lüge so manipulieren, dass der Charakter eines Menschen verändert wahrgenommen wird?
Martin Suter zeigt einen gealterter Mann, der sich als einen Menschen darstellt, der seine große Liebe verloren hat, nicht weil sie ihn verlassen hat, sondern weil sie einfach verschwunden ist.
Peter Stotz ist eine Person des öffentlichen Lebens, deswegen stellt er Tom Elder ein, der seine Dokumente durchschauen soll, um zu entscheiden, was der Öffentlichkeit gezeigt werden soll. Seine Vita soll bereinigt werden. Die Nachwelt soll eine zensierte und beschönigte Biografie im Gedächtnis behalten. Der alte Mann wächst ihm ans Herz, genau wie dessen Großnichte Laura.
„Während Dr. Stotz virtuos das Tischgespräch bestritt, beobachtete Tom dessen Großnichte. Beim Aperitif hatte ihre Linke stets als lockere Faust auf ihrem Schoß gelegen. Jetzt, wo sie mit dem Besteck hantierte, sah er, dass das oberste Glied ihres linken kleinen Fingers fehlte. Er hoffte, dass er eines Tages erfahren würde, wie diese winzige Asymmetrie ihrer sonst so ausgewogenen Erscheinung entstanden war.“
Auszug aus
Melody
Martin Suter
Als der alte Mann stirbt, hinterlässt er mehr Fragen als Antworten. Tom und Laura begeben sich auf die Suche nach der Wahrheit.
Fazit / Kritik „Melody“
Eigentlich bin ich ein Fan von Martin Suter. Besonders seine älteren Werke, wie „Die dunkle Seite des Mondes“ aus der Neurologische Trilogie, haben mir sehr gut gefallen. Auch die Allmen-Reihe hat mir humorige Stunden beschert. „Einer von uns“ hat mir nicht gefallen.
Deswegen war ich besonders gespannt auf „Melody“. Weckt dieses Buch wieder meine Suter-Begeisterung?
Ich bin gespalten. Es hat sich leicht lesen lassen und hat mich keine Sekunde gelangweilt. Die Spannung wächst beständig an. Man möchte als Leser:in wissen, wer Melody ist. Warum sie nicht mehr da ist? Welche Angaben, die Peter Stotz erzählt, sind wahr?
Dennoch habe ich ein wenig das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ist es nicht glaubhaft? Geht alles viel zu glatt? Ich kann es nicht genau greifen.
Vielleicht lässt es sich am besten so ausdrücken: das Buch gefällt mir schon, aber es hat mich nicht vollständig überzeugt.
„Melody“ Martin Suter
Hardcover Leinen
336 Seiten
erschienen am 22. März 2023
978-3-257-07234