Liebe Benita Batliner,

vielen Dank, dass du uns heute ein wenig von dir und deinem Buch erzählst und wir dich besser kennenlernen dürfen und vor allem, damit die Menschen endlich erfahren, dass es fliegende Schweine gibt!

Hallo Connie und vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ja, es ist höchste Zeit, dass die Menschen endlich die Wahrheit über die Fliegenden Schweine erfahren. (-;

Ist „Der lange Weg nach Orbadoc“ dein Debütroman? Hast du davor schon geschrieben?

Ja, „Der lange Weg nach Orbadoc“ ist mein erster Roman. Das Schreiben hat mich erst vor ca. 15 Jahren gepackt. Bevor ich mit „Der lange Weg nach Orbadoc“ begonnen habe, sind nur ein paar Schreibübungen und Kurzgeschichten entstanden. Die erste Fassung des Romans war dementsprechend noch sehr, hm, sagen wir entwicklungsbedürftig. Er ist über die Jahre mit mir gewachsen und hat jetzt vor der Veröffentlichung noch einmal eine Generalüberholung bekommen.

Wie kommt man darauf, die Familien- und Entwicklungsgeschichte der Fliegenden Schweine zu schreiben?

Das hat sich aus der Idee zur Geschichte ergeben. Ich mag Schweine. Sie sind sehr intelligente und sensible Lebewesen, und ich finde sie sehen so gemütlich aus. Als ich vor Jahren im Oktober einmal in Griechenland im Urlaub war und vom Strand aus in den Himmel schaute, flog ein Schwarm Vögel vorbei. Meine Sympathie für Schweine gemischt mit meiner Fantasie ergaben die Frage: was wäre, wenn da anstelle der Vögel Schweine über den Himmel flögen? Dazu gesellten sich weitere Fragen. Wieso müssten die Schweine nach Süden fliegen? Wo wohnen sie und warum bleiben sie da nicht? Wieso wurden sie noch nicht entdeckt? Wie gestaltet sich ihr Zusammenleben, usw.? Und die wichtigste Frage: wieso sind ihnen Flügel gewachsen? Die Antworten zu diesen Fragen haben zu immer weitern Fragen und Antworten geführt und schließlich war das Puzzle der Geschichte zusammen gefügt.

Du hast bei lovelybooks eine Leserunde zu diesem Buch gestartet. Als eine der Teilnehmerinnen fiel mir auf, dass du bei deinen Beschreibungen über Leser (???) und Orte, sämtliche Sinnesorgane deiner Leser einbeziehst? War das geplant? Oder hat es sich beim Lesen (meinst du nicht Schreiben?) so ergeben?

Beides. Ich stelle mir Figuren und Schauplätze vor, versuche sie vor mir zu sehen, als Kopfkino.  Ich trage sie eine Weile mit mir herum und wenn eine Figur oder ein Schauplatz dann für mich greifbar, bzw. lebendig genug geworden ist, notiere ich das auf und dabei entstehen weitere Details oder ganze Biografien. Manchmal geht der Weg auch umgekehrt. Und natürlich habe ich auch gelernt, alle Sinne beim Leser anzusprechen und setze dieses Handwerk bewusst ein, eben weil ich die Leser ja in meine Welt mitnehmen möchte.

Deine Charaktere sind sehr ausgefeilt und authentisch entworfen. Wie entwirfst du deine Figuren?

Danke, es freut mich sehr, wenn mir das gelungen ist.  Geronimo und Deborah sind mit mir und der Geschichte gewachsen und haben sich während dem Schreiben entwickelt. Damals hatte ich mir noch keinen Charakterbogen zu den Figuren erstellt. Ich hatte mir überlegt, was für ein Fliegendes Schwein wähle ich aus der Sippe, welches wäre am geeignetsten für die Aufgabe, die es zu erfüllen hat (wobei mir die zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz klar war) und da ist Geronimo zu mir geflogen. Deborah wurde dann aus der Notwendigkeit geboren, dass Geronimo jemanden an der Seite brauchte, der stark und intelligent ist und erfahrener als er. Und natürlich musste Geronimos Freund fliegen können und weiblich sein. Als Ausgleich dazu, dass er männlich ist.  Heute gehe ich mit mehr Planung dahinter. So wie ich es in der vorherigen Frage beschrieben habe. Ich erstelle einen Charakterbogen und/oder schreibe eine Biografie für die Figur und verbringe je nachdem wie gross die Rolle der Figur ist, mehr oder weniger Zeit mit ihr und ich versuche mich in sie hinein zu fühlen. Wie würde die Figur denken, handeln, fühlen, sich bewegen.

Interview mit Benita Batliner

Welche Erwartungen hattest du an die Leserunde? Und wurden diese erfüllt?

Ich kannte Lovelybooks vorher nicht, darum wusste ich auch nicht genau, was mich da erwartet. Zu Beginn hatte ich die naive Idee, dass alle Teilnehmer mehr oder weniger gleichzeitig das Buch lesen und gemeinsam darüber diskutieren würden. Inzwischen habe ich gemerkt, dass einige ziemliche Buchberge abzulesen haben. Ich stecke ja noch mitten in der Leserunde drin. Von den 13 Teilnehmerinnen haben sich bisher fünf zum Buch geäussert und ihre Rezensionen dazu geschrieben. Die haben allerdings meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Mit soviel Begeisterung und Lob habe ich nicht gerechnet. Beim Lesen der Rezensionen sind mir zum Teil tatsächlich die Tränen gekommen. Ich bin total gerührt und von Herzen dankbar und glücklich, dass ich mit meinem Buch soviel Freude verbreiten kann. Jetzt hoffe ich, dass sich die anderen acht Teilnehmerinnen (und ein Mann) auch noch melden werden. Und denke, es wird vermutlich nicht immer mit fünf Sternen weitergehen (-;

Zu meiner Freude ist „Der lange Weg nach Orbadoc“ kein Einzelkind, sondern er bekommt noch Geschwister! Wann dürfen wir mit dem Nachwuchs rechnen?

Der zweite Teil ist bereits fertig und gerade bei einer Testleserin. Dann werde ich ihn nochmal überarbeiten und auf Wunsch einiger Teilnehmerinnen an der Leserunde versuchen, noch ein paar Einblicke mehr in die Gemeinschaft der Fliegenden Schweine hinein zu schreiben. Vom dritten Teil stehen bereits der Plot und die wichtigsten neuen Figuren und die ersten vier Seiten des ersten Kapitels. Da ich Self-publisherin bin, muss ich mich erst einmal um das Marketing von „Der lange Weg nach Orbadoc“ kümmern. Wenn das durch ist, lasse ich den zweiten Teil auf die Welt los. Ich schätze mal so im Herbst 2018. Ich weiß noch nicht genau. Wann der dritte Teil fertig wird, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall habe ich vor, ihn schneller zu schreiben, als die beiden anderen.

Ich habe gelesen, dass du Schreibpädagogin bist. Was darf ich mir darunter vorstellen?

Ich gebe Kurse in Kreativem und Biografischem Schreiben. In diesen Kursen versuche ich, den Leuten die Freude am Schreiben zu vermitteln. Ich zeige ihnen den Weg über einfache, spielerische Übungen und Wortspiele zu kurzen Texten und Gedichten. Und ich vermittle ihnen das Handwerkszeug das es braucht, um Kurzgeschichten oder die eigenen Biografie oder den eigenen Roman zu schreiben. Oder auch, wie man sich schreibend selbst erforschen und sich seiner selbst bewusster werden und damit mehr Freude in seinem Leben erfahren kann.

Wie gehst du selbst beim Schreiben vor? Planst du vor dem eigentlichen Schreiben, den Roman durch bzw. plottest du zuerst, oder schreibst du eher nach Gefühl?

Ich gehöre eher zu den intuitiven Schreibern. „Der lange Weg nach Orbadoc“ entstand Kapitel für Kapitel mit oft sehr langen Pausen von mehreren Monaten dazwischen. Damals habe ich mir nur ein paar Notizen gemacht und dann drauflos geschrieben. Da es eine geradlinige Geschichte ist, ging das ganz gut. Beim zweiten Teil bin ich damit ziemlich schnell in Bedrängnis geraten, da die Geschichte komplexer und vielschichtiger ist und mehrere Handlungsstränge hat. Da musste ich planen und habe gemerkt, dass das auch ganz viel Spass macht. Es wurde also ein Mischmasch aus planen und intuitiv schreiben. Ich habe aber gemerkt, dass ich mir viel Kopfzerbrechen hätte sparen können, wenn ich von Anfang an geplant hätte. Darum habe ich mir das für den dritten Teil vorgenommen. Auch als Experiment. Und bisher habe ich es recht gut eingehalten. Allerdings mussten jetzt die ersten Seiten einfach mal aus mir heraus.

Hast du ein schreibendes Vorbild?

Wenn es um Gedichte geht, ist es auf jeden Fall Rainer Maria Rilke.

Wenn es um Romane geht, ist mir jede Autorin und jeder Autor ein Vorbild, der mich mit seiner Geschichte fesselt, mich zum Lachen oder zum Weinen bringt und so schöne Sätze schreibt, dass ich sie mehrmals hintereinander und ganz langsam lesen will, um jedes Wort davon zu genießen wie ein Stück Schokolade, das auf meiner Zunge zerfliesst.

Was liest du selbst gerne?

So ziemlich alles. Krimis eher selten bis gar nicht. Sehr gerne lese ich historische Romane.  Auch Sachbücher, v.a. über psychologische Themen und über Bewusstseinsforschung. Und immer wieder Gedichte von Rilke. Die liegen bei mir immer auf dem Nachttisch. Meistens lese ich mehrere Bücher parallel, je nachdem worauf ich gerade Lust habe.

Findest du, dass Schriftsteller einen gesellschaftlichen Auftrag haben, wenn ja, welche Botschaft möchtest du weitergeben?

Ja, unbedingt. Worte haben die Macht, die Welt zu verändern. Sie prägen uns und entscheiden, wie wir über uns selbst und die Welt denken. Und daraus entsteht unser Handeln. Da liegt meiner Ansicht nach die große Chance bzw. der Auftrag von Schriftstellern. Denn Geschichten zu erzählen oder erzählt zu bekommen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Wir lernen durch Vergleichen. In Geschichten können wir das, indem wir uns mit den Figuren identifizieren. Wir gleichen unser Leben mit dem der Figuren ab und lernen so neue Möglichkeiten, oder wir fühlen, dass wir nicht alleine sind mit unseren Problemen. Wenn diese Figuren etwas zustande bringen, Prüfungen bestehen, die ihnen das Leben stellt, gibt uns das Mut und Hoffnung, dass wir es auch schaffen können, auch wenn diese Vorbilder nur fiktiv sind.

Deshalb ist die Botschaft, die ich weitergeben möchte, die der Liebe. Zu allererst sich selbst zu lieben, an sich selbst zu glauben, niemals aufzugeben, zu vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und dadurch über sich selbst hinauszuwachsen und alle Hindernisse, die das Leben bereit stellt aus dieser Liebe heraus zu meistern. Diese Liebe zu sich selbst ist die Grundlage dafür, andere lieben zu können. So wie Geronimo und Deborah es zeigen und noch weiter zeigen werden. (-;

Noch eine abschließende Frage: Möchtest du das nächste Mal, auf Connie’s Schreibblogg den zweiten Teil der „Fliegenden Schweine“ und ihrer Geschichte vorstellen? Ich würde mich sehr darüber freuen.

Ja, das würde ich sehr gerne tun. Das würde mich auch sehr freuen.

Möchtest du deinen Lesern noch etwas sagen?

Danke möchte ich sagen, zu allen, die sich die Zeit nehmen, mein Buch zu lesen. Glaubt an euch und folgt eurem Herzen.

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 Vielen Dank für deine Bereitschaft, mir einige Fragen zu beantworten.

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Hier geht es zur Rezension: „Der lange Weg nach Orbadoc“

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Benutzerbild von Connie Ruoff

Connie Ruoff

Mein Name ist Connie Ruoff, ich bin 1960 geboren, habe Philosophie und Germanistik studiert. Damit mir zu Hause nicht langweilig wird, studiere ich"Bloggen professionell gemacht" in der Fernakademie. Ich lese alles, was ich finden kann.

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