Interview mit Nadja Losbohm
Liebe Nadja,
vielen Dank, dass du uns heute ein wenig von dir und deinen Büchern erzählst und wir dich besser kennenlernen dürfen!
- Ich habe in den letzten Tagen ein wenig über „Nadja Losbohm“ recherchiert und bin noch neugieriger geworden. Das Internet hat mir erzählt, dass du von Viggo Mortensen beeindruckt bist. Wer nicht? Aber nicht Aragorn aus dem „Herrn der Ringe“ war für dich beeindruckend, sondern seine vielseitige Kreativität. Was bedeutet Kreativität für dich und was beeindruckt dich an dieser Vielseitigkeit?
Kreativität ist für mich eine Art der Ausdrucksweise, eine Art Kommunikation. Egal ob man Musik macht, malt oder fotografiert – man kann damit Botschaften übermitteln. Ich bin keine große Rednerin und stehe auch nicht gern im Rampenlicht. Durch das Schreiben kann ich mich am besten ausdrücken und die Dinge mitteilen, die ich im Herzen trage. Georg Brandes, ein dänischer Schriftsteller, der eigentlich Morris Cohen hieß, sagte einmal: „Demjenigen, der zu lesen versteht, wird das Buch in der Regel weit mehr von dem inneren Leben des Autors enthüllen, als es irgendwelche erklärenden Äußerungen aus seinem Munde vermöchten.“ Das trifft den Nagel auf den Kopf. Vielleicht können meine Geschichten auch dem einen oder anderen Mut machen und helfen, vom Alltag eine Auszeit zu nehmen. Außerdem ist für mich Kreativität eine Möglichkeit, zu entspannen und abzuschalten. Die Vielseitigkeit mancher Künstler finde ich deswegen so beeindruckend, weil sie sich nicht festlegen auf eine Sache und sie besitzen in all den Dingen auch Talent. Ich hatte mich ebenfalls auf verschiedenen Gebieten versucht, aber erst beim Schreiben war es so, dass ich dachte: „Das ist das Beste, was ich je gemacht habe.“ Alles andere hatte ich nur halbherzig gemacht und es kam nichts Gutes dabei heraus. Aber das Schreiben – das bin ich.
- Nadja, vor sechs Jahren wurde dein Debütroman „Alaspis – Die Suche nach der Ewigkeit“ veröffentlicht? Hast du davor schon geschrieben? Und warum hat dich diese Idee so gepackt, dass du diese Idee zu einem Buch hast werden lassen?
„Alaspis“ war mein allererster Versuch, selbst eine Geschichte zu schreiben. Davor habe ich nie daran gedacht, unter die Schriftsteller zu gehen. Es sei denn, man zählt jahrelange Brieffreundschaften zur Schreibtätigkeit dazu. 😉 Als die Geschichte noch in ihrer Entstehung war, stellte sich für mich auch noch nicht die Frage, ob daraus ein Buch wird oder nicht. Erst als es die ersten Leute lasen und meinten, es wäre schade, wenn das Manuskript in der Schublade versauern würde, kam mir der Gedanke einer Veröffentlichung.
- Seitdem kamen neun oder weitere Bücher dazu, ein Kinderbuch, eine FantasyRomance Buchreihe, wovon es den ersten Band auch in Englisch gibt, ein Prequel bzw. Spin Off der Reihe, und die bezaubernde Kurzgeschichtensammlung „Die Magie der Bücher“. Wenn die Informationen noch aktuell sind, arbeitest du als Zahnarzthelferin, wie gelingt es dir, trotzdem so kreativ zu sein?
Den Beruf der Zahnarzthelferin habe ich 2017 an den Nagel gehängt. Mittlerweile mache ich etwas anderes. Zu schreiben ist ein inneres Bedürfnis, dem ich nachgehen muss, sonst platze ich noch. Immer wenn es geht und nichts Gutes im Fernsehen kommt J, setze ich mich hin und schreibe. Als ich 2012/2013 meine Fantasy-Romance-Reihe „Die Jägerin“ schrieb, mussten Freunde und Familie sehr zurückstecken, weil ich nichts anderes im Kopf hatte, als diese Geschichte zu Papier zu bringen. Heute schaffe ich mir zwar auch Freiräume, um zu schreiben, aber ich arbeite nicht mehr dermaßen exzessiv und verbissen, damit ein Buch fertig wird. Es muss ein Gleichgewicht geben zwischen den verschiedenen Leben, die man führt: Familie – Arbeit – Schreiben.
Interview mit Nadja Losbohm
- Nadja,ich habe vor kurzer Zeit zwei deiner Bücher gelesen und rezensiert. Den Kurzgeschichtenband „Die Magie der Bücher“ und den ersten Teil der „Tagebücher des Michael Iain Ryan“ gelesen. Dein Charakter Michael Iain Ryan ist sehr komplex. Es gelingt dir glaubhaft darzustellen, wie das Kind Michael in kurzer Zeit erwachsen, desillussionierter, härter und widerstandsfähiger wird. Vor allem gefällt es mir, wie ausgefeilt du diesen Prozess darstellst und Michael dabei authentisch bleibt. Der Leser empfindet mit und identifiziert sich mit dem Protagonisten. Wieviel Rechercheleistung steckt in diesen „Tagebüchern“? Wie schwierig war es für dich, Michael so leiden zu lassen und dabei so genau auf seine Gefühle zu hören?
Auch deine Kurzgeschichten empfand ich sehr gefühlvoll, sensibel gezeichnet. Geradezu ein „Leckerli für die Seele“. Wie gelingt dir das?
Die Recherchearbeit für Michaels Tagebuch war enorm. Es ist zwar ein historischer Fantasy-Roman und kein Tatsachenbericht, dennoch war mir wichtig, dass das Leben im Mittelalter so authentisch wie möglich vermittelt wird und dafür bedarf es Recherche. Es war für mich das erste Mal, dass ich so viel Aufwand für ein Buch betrieb, aber es hat mir Spaß gemacht und sich auch gelohnt, denke ich. Alles in allem hat es zwei Jahre gedauert, bis sein Tagebuch fertig war. So wie die historischen Fakten wichtig sind, liegt mir in meinen Geschichten auch die Emotionalität am Herzen. Gefühle tragen eine Geschichte. Natürlich fühlt man mit seinem Protagonisten mit und möchte nicht, dass er all das Schreckliche mitmachen muss. Jeder Mensch macht in seinem Leben eine Entwicklung durch, und niemand von uns hat nur Schönes erlebt. Und so ist es auch bei Buchfiguren. In gewisser Weise ist Michaels Geschichte auch meine. Ich habe das Buch in einer sehr schwierigen Zeit angefangen, in der ich ungeheure Ängste durchleben musste, mit denen ich heute immer noch zu kämpfen habe. Jeden Tag. 2017 war aber das schlimmste Jahr meines Lebens, was sogar dazu führte, dass die Freude am Schreiben verloren ging. Nur mühsam kam sie wieder zurück. Wie es mir gelingt, dass meine Geschichten so emotional sind und man sich mit den Personen identifiziert? Ich weiß es nicht genau, aber ein Zitat von Leonardo da Vinci kommt dem Grund schon sehr nahe: Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid.
- Warum schreibst du?
Eine gute Frage. J Vielleicht weil ich etwas zu sagen habe und es so am besten ausdrücken kann? Vielleicht weil ich eine Träumerin bin und andere gern zum Träumen bringen möchte? Vielleicht weil ich hoffe, andere zum Nachdenken zu animieren, aber auch Mut machen möchte?
Interview mit Nadja Losbohm
- Wie gehst du beim Schreiben vor? Planst du vor dem eigentlichen Schreiben, den Roman durch bzw. plottest du zuerst, oder schreibst du eher nach Gefühl?
Ich habe eine sehr unorthodoxe Arbeitsweise, was das Schreiben angeht. Ich fange einfach an und dann schaue ich, wo mich die Geschichte hinführt. Das ist sehr spannend mitzuerleben.
- Hast du ein schreibendes Vorbild?
Ein Vorbild habe ich nicht, aber es stimmt, dass die Art und Weise, wie Karen Marie Moning ihre MacKayla-Lane-Buchreihe geschrieben hat, auch mich beeinflusst hat, wie ich „Die Jägerin“ geschrieben habe.
- Und jetzt die wichtigste aller Fragen: Was ist dein aktuelles Projekt? Was möchtest du uns darüber erzählen? Ich will alles wissen! Hihi
Das verrate ich dir sehr gerne! J Eigentlich arbeite ich derzeit an drei Projekten: am sechsten Band zu „Die Jägerin“, an Kurzgeschichten für eine erweiterte Version von „Die Magie der Bücher“, damit daraus auch ein Taschenbuch werden kann, und am zweiten Tagebuch von Michael. Allerdings muss ich gestehen, dass ich einen Vorsatz für 2018 gefasst habe. Nämlich dass ich mich vorzugsweise auf die Fortsetzung von „Die Jägerin“ konzentriere. Das ist das Buch, von dem ich schon am längsten rede und jetzt muss es endlich sein! Aber da ich ja ein bisschen chaotisch bin, zumindest was mein Dasein als Schreiberling angeht, würde es mich nicht wundern, wenn ich zwischendurch auch immer wieder an den anderen beiden Projekten arbeite. 😉
Interview mit Nadja Losbohm
- Was liest du selbst gerne?
Fantasy, na klar. J
- Findest du, dass Autoren einen gesellschaftlichen Auftrag haben, wenn ja, welche Botschaft möchtest du weitergeben?
Was den gesellschaftlichen Auftrag angeht – ich denke, dass muss jeder für sich selbst entscheiden. Was meine Botschaft betrifft: Weißt du, ich habe keine meiner Geschichten mit einem Vorsatz verfasst, ich möchte dies oder jenes damit aussagen. Aber als ich vor kurzem mal genauer darüber nachgedacht habe, ist mir aufgefallen, dass sich durch meine Bücher ein roter Faden zieht. In jedem Buch befindet sich die Botschaft „Nicht aufgeben!“. Vielleicht ist mein gesellschaftlicher Auftrag, anderen Mut zu machen, zu sagen: „Hey, du bist nicht allein. Du hast vielleicht Narben auf deinem Herzen davongetragen, aber du bist schon in Ordnung und es gibt einen Grund, wieso es dich gibt.“
Liebe Nadja, vielen Dank für Deine Geduld! Das waren meine Fragen. Möchtest Du noch einige Worte an deine Leserschaft richten?
In erster Linie möchte ich euch danken, meinen lieben Lesern, dass ihr mir eure (Lese-)Zeit schenkt. Einige begleiten mich schon seit Jahren und ich freue mich so, so sehr über eure Treue! Ich danke euch auch für die Geduld, die ihr mit mir habt. Ich weiß, es liegt oft eine lange Wartezeit zwischen den Büchern, und es tut mir sehr leid, dass es nicht schneller vorangeht. Aber ich hoffe und würde mich geehrt fühlen, wenn ihr mich weiterhin begleitet auf der verrückten Reise meines Autoren-Daseins.
Und diejenigen, die bisher noch keines meiner Bücher probiert haben: Los jetzt!!! Ihr braucht vermutlich jede Menge Taschentücher beim Lesen, aber dafür gibt es auch intensives Lesevergnügen. J
Interview mit Nadja Losbohm
Vielen Dank für deine Bereitschaft Connie’s Schreibblogg, einige Fragen zu beantworten.
Ich danke dir, liebe Connie, für dieses wirklich sehr besondere Interview. Es war mir eine große Freude. Danke schön von ganzem Herzen.
Links zu Nadja Losbohm
Ein interessantes Interview von Lina Mortensen mit der Autorin
Meine Rezension von „Die Tagebücher des Michael Iain Ryan“ von Nadja Losbohm
Meine Rezension zu „Magie der Bücher. Kurzgeschichten“ von Nadja Losbohm
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