Buchrezension „Olga“ von Bernhard Schlink

Zusammenfassung/Inhalt „Olga“

Bernhard Schlink gehört zu meinen Lieblingsautoren und ich habe mich sehr auf den neuen Roman „Olga“ gefreut.

Der Roman ist dreigeteilt.

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Der erste Teil wird aus der Perspektive eines allwissenden (auktorialen) Erzählers geschrieben und schildert Olgas Leben bis zu ihrer Flucht. Der Autor beschreibt mit wenigen nüchternen Worten, geradezu wohltemperiert das Geschehen. Olga ist eine Frau, Autodidaktin, die immer auf sich selbst gestellt war und ist. Herbert bildet dazu eine Kulisse, die nichts mit dem Alltag zu tun hat. Es sind gemeinsame Stunden, die der Liebe und nicht der Auseinandersetzung miteinander dienen. Allerdings nehmen Herbert und das Leben ihr oft die Entscheidungskompetenz ab und sie kann nur noch das Beste in der Situation suchen.

Im zweiten Teil stellt uns Ferdinand Olga aus seiner Perspektive vor, so wie er sie kannte. Bernhard Schlink liebt starke Frauen. Er beweist es immer wieder. Wie schon in „Der Vorleser“ sehen wir hier einen jungen Mann, der eine große Nähe und Bewunderung zu einer älteren Frau empfindet. Wenngleich in der Beziehung zu Olga die erotische Komponente fehlt. Dennoch ist es eine prägende Beziehung. Besonders gut gefallen mir folgende Worte des Autors:

„Meine Großeltern waren gestorben, bei denen ich die glücklichsten Ferien verbracht hatte. In meinem Leben war ein Platz frei.“ Olga S. 138

Der dritte Teil besteht aus Olgas Briefen an Herbert.

Um welche Fragen geht es?

Bernhard Brink zeigt mit Olgas Leben, eine erzählte Zeit von über 90 Jahren. Er zeigt auch, wie diese Zeit den Menschen prägte. Der Kolonialismus,  Nationalsozialismus, die rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Frau sind nur drei Themen daraus und natürlich geht es, wie bei fast allen Büchern von Schlink, um die Frage der Schuld.

Es ist aber auch ein Buch, das sehr viel Mut macht oder mit meinen eigenen Worten: Du bist selbst deines Glückes Schmied. Wenn du etwas mit aller Kraft möchtest, erreichst du es auch.

5/5 Punkten

Protagonisten

Olga ist eine Frau, die etwas im Leben erreichen möchte.  Sie kämpft mit aller Kraft, um die Ausbildung zur Lehrerin. Sie liebt Herbert, erkennt aber zugleich, dass er ein Träumer und ein Suchender ist, der mit dem Erreichten nie zufrieden sein wird. Dasselbe denkt sie über Deutschland und den „deutschen Mann“.

Olga ist aber zugleich auch sehr unerbittlich und verbannt Eik, wegen seiner nationalsozialistischen Gesinnung und seinem Festhalten daran, aus ihrem Leben. Sie ist traurig darüber, dass sie ihm nicht vermitteln konnte, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Sie schreibt Herbert regelmäßig Briefe, in denen sie ihre Entscheidungen begründet und erklärt. Es ist für sie nicht wichtig, dass Herbert tot ist und die Briefe niemals ihren Adressaten erreichen. Es ist für sie persönlich eine Aufarbeitung ihres Lebens. Durch einen letzten Paukenschlag begehrt sie noch einmal gegen das Schicksal auf und der Kreis schließt sich.

Auch Bernhard Schlink schließt durch Ferdinands Begegnung mit Adelheid den Kreis.

5/5 Punkten

Sprachliche Gestaltung

Bernhard Schlink schreibt nüchtern und dennoch mit Metaphern durchzogen. Er zeigt Eckpunkte, die der Leser selbst mit Inhalten füllt.

5/5 Punkten

Weiterführende Links

Lesereise des Autors

Autorenseite bei Diogenes

Hörprobe

Weitere Informationen und Leseprobe bei Diogenes. 

Olga

Cover und äußere Erscheinung

„Olga“ von hat 320 Seiten, einen festen Einband und ist am 12.01.2018 unter der ISBN 9783257070156 bei Diogenes im Genre Romane erschienen.

Das Buch hat eine leserfreundliche Größe und das integrierte rote Lesezeichenband. Also das perfekte Mitnahmebuch. Der Schutzumschlag zeigt einen Ausschnitt des Ölgemäldes von „A Dark Pool“ von Laura Knight.

Das Motiv gefällt mir gut. Die Weite des Meeres und die Frau auf den Felsen, die bodenständig zuschaut.

5/5 Punkten

Fazit „Olga“

Bernhard Schlink hat Olga, und somit vielen Frauen aus dieser Generation, die in ihrer Rolle als Frau, männliche Aufgaben übernehmen mussten, aber keineswegs die entsprechende Anerkennung erhielten; Frauen denen eine akademische Bildung aufgrund ihres Geschlechts versagt wurde, ein Denkmal gesetzt.

Ich hätte Olga gerne kennengelernt. Olga, die kühl Frederik als langweilig bezeichnet und vernarrt Herberts Träumereien nachsieht. Eine Olga, die selbst nur am Ende ihres Lebens vom „richtigen Weg“ abweicht und sich dennoch nie verbiegt. Sie bleibt sich immer treu. Eine starke Frau!

Für mich eines der beeindruckendsten Bücher, die ich bislang gelesen habe.

Leseempfehlung

Ich bedanke mit herzlich beim Diogenes Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten.

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Connie Ruoff

Mein Name ist Connie Ruoff, ich bin 1960 geboren, habe Philosophie und Germanistik studiert. Damit mir zu Hause nicht langweilig wird, studiere ich"Bloggen professionell gemacht" in der Fernakademie. Ich lese alles, was ich finden kann.

2 Kommentare zu „„Olga“ von Bernhard Schlink (Rezension)“

  1. Pingback: Der Geliebte Der Mutter | Romane | SCHREIBBLOGG 2021

  2. Pingback: "Abschiedsfarben" Bernhard Schlink | SCHREIBBLOGG 2020

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