Was ist wichtiger, die Würde oder der Schutz der Menschen?

„Shutdown im Pflegeheim“ von Corinna Jurtendach ist kein Roman, keine Fantasy oder Thriller, obwohl es sich wie eine Dystopie anfühlt, ist es die reine Realität.

Zusammenfassung/Inhalt „Shutdown im Pflegeheim“ Corinna Jurtendach

„Am März 2020 wurden ein Besuchsverbot für die deutschen Pflegeheime erlassen, Grundrechte eingeschränkt, Kontakt- und Reiseverbote erteilt, die europäischen Grenzen geschlossen. Die Erkrankung Covid-19 (Corona Virus Disease 2019) und die Angst der Leitung vor einem Ausbruch im Pflegeheim mit vielen Toten, Quarantäne und kranken Mitarbeitern wird hier als ein Corona-Tagebuch beschrieben.

„Shutdown im Pflegeheim“ Corinna Jurtendach. S. 2.

Corinna Jurtendach arbeitet seit 2000 als Führungskraft in Pflegeheimen, zuerst als Pflegedienstleitung und seit 2008 als Heimleitung. Sie steckt mitten im Geschehen.

Die Autorin schildert uns, die eigene verzweifelte Ohnmacht und auch Wut darüber, ein kleiner Ball, zwischen dem Virus, den Gesetzen, der Heimbewohner und der Politik zu sein.

Wie fühlt man sich, wenn man für Menschen verantwortlich ist, die zu sogenannten „vulnerablen Gruppe“ gehören und man ohnmächtig zuschauen muss?

Shutdown im Pflegeheim

Fazit/Kritik „Shutdown im Pflegeheim“

Der Sars-Co-V2 hat uns alle kalt erwischt. Wir waren darauf nicht vorbereitet. Genauso wenig wie wir auf die Flutkatastrophe der letzten Tage vorbereitet waren. Obwohl es Studien gab, die uns davor warnten. Wir nahmen es nicht ernst, wir waren so arrogant, zu glauben, dass der Kelch an uns vorübergehen würde.

Inzwischen „warten“ wir auf die vierte Welle. Viel geändert hat sich nicht. Die Schulen haben immer noch keine Luftfilter und die Impffreudigkeit der Menschen nimmt ab. Nun kam noch die Flutkatastrophe hinzu. Man könnte meinen, die Menschheit liefe mit sehenden Augen ins Verderben. Klimakatastrophe und Pandemie scheinen sich ein Wettrennen zu liefern.

Das Tagebuch der Heimleiterin Corinna Jurtendach zeigt uns einen realistischen Ausschnitt des Pflegealltags im Altenheim. Es geht nicht nur um den Mehraufwand in der Dokumentation. Diese Bürokratie ist unbegreiflich.

Es geht auch um die soziale Komponente. Wie erklärt man den Heimbewohnern, dass sie keinen Besuch, keine Enkeltochter, keinen Enkelsohn, nicht die Tochter, nicht den Sohn, keinen Menschen, der ihr Leben begleitet hat, mehr sehen dürfen.

Auch das Gefühl, dass nicht genügend Masken, zu wenig Tests vorhanden sind, und weitere Auflagen, die aufgrund der fehlenden Kapazität, einfach nicht erfüllt werden können, wie kann man mit diesem Gefühl der ständigen Frustration umgehen?

Besonders beeindruckt hat mich diese kleine Szene: Eine Bewohnerin im Demenzbereich lag im Sterben. Der Ehemann wurde gerufen und durfte bis zuletzt bei ihr bleiben. Dafür bedankte er sich bei Frau Jurtendach, dass er länger, als vorgesehen, bleiben durfte. Das beschämte die Heimleiterin und sie schrieb:

„Verstehen Sie, dass ich mich nicht wegen meines Amtes schämen möchte?“

Shutdown im Pflegeheim. S. 151.

Vielleicht machen diese Aufzeichnungen noch betroffener, weil Corinna Jurtendach die Leser:innen persönlich anspricht.

Wer nun glaubt, dass Frau Jurtendach übertreibt, dem kann ich entgegnen: „Nein!“

Mein Mann ist Hausarzt und hatte sich schon infiziert. Er war geimpft und deswegen verlief alles glimpflich. Er ist genesen und ich bin zweifach geimpft. Ich kann dazu nur sagen:

„Lesen Sie das Buch. Lassen Sie sich vollständig impfen. Bleiben Sie vorsichtig und passen Sie aufeinander auf, damit Sie gesund bleiben!“

Falls Sie es nicht für notwendig erachten, sich impfen zu lassen, sage ich Ihnen folgendes:

„Lesen Sie das Buch nochmals. Ersparen Sie sich und Ihren Angehörigen ein solches Szenario. Sie schützen Ihre Familie am besten, indem Sie sich selbst vollständig impfen lassen. Das schützt zwar nicht vor einer Ansteckung, aber vor einem schweren Verlauf und Sie geben das Virus weniger stark weiter. Und wenn Sie dann auf sich aufpassen, bleiben Sie hoffentlich gesund!“

Liebe Frau Jurtendach, vielen Dank für das Rezensionsexemplar und vor allem für diese schonungslosen Aufzeichnungen, die mich sehr berührt haben.

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RKI Robert Koch Institut

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Connie Ruoff

Mein Name ist Connie Ruoff, ich bin 1960 geboren, habe Philosophie und Germanistik studiert. Damit mir zu Hause nicht langweilig wird, studiere ich"Bloggen professionell gemacht" in der Fernakademie. Ich lese alles, was ich finden kann.

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