Haben Leib und Seele ein gleich starkes Verhältnis oder ist einer stärker?

Zusammenfassung/Inhalt „Die Illusion der Gewissheit“

Als ich das Buch “Die Illusion der Gewissheit“ von Siri Hustvedt bei Rowohlt sah und den Klappentext las, war ich sofort interessiert. Das Leib-Seele-Problem fand ich schon immer spannend. Ich war gespannt auf Siri Hustvedts Herangehensweise. Zu welchem Ergebnis würde sie kommen?

Die zentrale Frage des Leib-Seele-Problems oder moderner gesagt: Körper-Geist-Problems ist:

Die Frage nach der Beziehung zwischen Körpern und Geist. Der Geist umfasst in dieser Problemstellung die Seele.
(Enzyklopädie Philosophie, Meiner)

Siri Hustvedt führt den Leser in die Philosophiegeschichte des Körper-Geist-Problems ein. In einer dialektischen Form stellt sie Leib und Seele, Körper und Geist, Gott und Welt, angeboren und erworben (Nature/Nurture), Form und Materie, Mann und Frau, Psyche und Soma und noch weitere Gegensätze gegenüber. Diese Gegensatzpaare sind mit dem Problem verwoben. In vielen Fällen handelt es sich um Dichotomien.

Dabei entsteht ein Menschenbild, dass sich im Laufe der Zeit verändert. Vor allem das Frauenbild hat sich stark gewandelt. Vom Jäger und Sammler Menschenbild bis heute war ja auch ein weiter Weg. Aber was ist der „Mensch“ heute? Was macht uns aus? Genau diese Fragen stellt Siri Hustvedt in ihrem Essay.

Siri Hustvedt macht einen kleinen Ausflug in die Antike zu den Pythagoreern, zu Platon und Aristoteles, um dann bei Rene Descartes zu verweilen, erwähnt Hobbs, Wir machen zwischendurch bei Kant, Hegel, Schopenhauer und auch Freud Station.

Immer wieder stellt sich die Frage: Haben Leib und Seele ein gleich starkes Verhältnis oder ist einer stärker?

Ist der Geist Herr über den Körper? Oder hat der Körper die Übermacht? Dazu verweist die Autorin auf mehrere Studien.

Besonders belustigt hat mich die These mit dem angeborenen Dominanzverhalten der Männer. Oder die These, dass der Herrschaftsanspruch bei Männern in den Genen zu finden sei. Tja, was sagst du dazu?

Hirnforscher, Evolutionspsychologen, Genetiker, Psychiater, Computerwissenschaftler. befassen sich mit dem Leib-Seele-Problem. Auch der viel zitierte Kognitionswissenschaftler Steven Pinker konnte genauso wenig wie Steven Ray eine wirkliche Lösung bieten.

Das Essay verlangt einen aufmerksamen Leser, der bei Bedarf auch mal bereit ist, Definitionen nachzulesen. Es ist kein Buch, dass ich an ein oder zwei Tagen durchlese und alles verstanden habe. Aber durch die herangezogenen Studien, fand ich den Weg sehr interessant und wie schon erwähnt, hat mich einiges zum Schmunzeln gebracht..

Trotz des schwierigen und umfangreichen Themas lässt sich das Buch gut lesen.

„Die Illusion der Gewissheit“ von Siri Hustvedt, aus dem Amerikanischen von Bettina Seifried, hat 416 Seiten, einen Festen Einband und ist am 15.05.2018 unter der ISBN 9783498030384 bei Rowohlt im Genre: Sachbücher erschienen.

Erstveröffentlichung von „The Delusions of Certainty“  bei Simon & Schuster (17. Oktober 2017) veröffentlicht.

Die Illusion der Gewissheit Siri Hustvedt Paul Auster

Fazit/Interpretation „Die Illusion der Gewissheit“

Siri Hustvedt zitiert im letzten Kapitel Blaise Pascal aus seinem Werk „Gedanken“. Und dieses Zitat bringt das Ergebnis auf den Punkt.

– Ich weiß immer noch nicht, wer oder was mich in die Welt gesetzt hat.
– Ich weiß immer noch nicht, was die Welt ist.
– Ich weiß immer noch nicht, wer ich bin.
– Ich weiß immer noch nicht, was der Geist ist.
– Ich weiß immer noch nicht, was die Seele ist.
– Ich weiß immer noch nicht, was das Bewusstsein ist.

Siri Hustvedt kann das Problem zwar nicht lösen, aber sie hat das im mittelalterlichen Universalienstreit gipfelnde Problem ins Hier und Jetzt – in die Gegenwart – geholt. Sie nimmt den Leser dabei mit und lässt ihn daran teilhaben. Der Leser mag gerne eigene Schlüsse daraus ziehen.

Die Frage ist natürlich: Benötigen wir überhaupt die Trennlinie zwischen Körper und Geist? Und genau hier kommt die Lösung:

Was bedeutet das für uns? Was will uns Siri Hustvedt mit ihrem Essay sagen?

Wir müssen einen ganzheitlichen Blick entwickeln. Die Frage des Körper-Geist-Problems hat keine Relevanz. Die Trennung ist auch immer ein Ausgrenzen und genau das möchte Siri Hustvedt nicht.

Das Buch aus dem Genre Sachbücher gefällt mir gut. Es ist eine fachübergreifende Sammlung an Fakten, Studien, Philosophiegeschichte, Neurowissenschaften und noch viel Weiteres zum Thema.

Ich vergebe insgesamt 4/5 Punkten

Siri Hustvedt

Die Autorin auf Wikipedia

Die amerikanische Schriftstellerin Siri Hustvedt hatte 2016 die Poetik-Dozentur in Tübingen inne. Sie lehrt über den Ursprung menschlichen Erzählens, den Zusammenhang zwischen Narrativität und psychischer Gesundheit und über die Angst des Westens vor der Weiblichkeit.

Artikel Deutschlandfunk Kultur zu „Die Illusion der Gewissheit“


Wohin?

Rezension „Eine Frau schaut auf Männer, die auf Frauen schauen“

Rezension „Damals“

Rezension „Winterjournal“ von Paul Auster

Rezension „Bericht aus dem Inneren“ von Paul Auster


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Connie Ruoff

Mein Name ist Connie Ruoff, ich bin 1960 geboren, habe Philosophie und Germanistik studiert. Damit mir zu Hause nicht langweilig wird, studiere ich"Bloggen professionell gemacht" in der Fernakademie. Ich lese alles, was ich finden kann.

3 Kommentare zu „„Die Illusion der Gewissheit“ von Siri Hustvedt (Rezension)“

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