Buchrezension 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts

Zusammenfassung/Inhalt 1913 -Der Sommer des Jahrhunderts von Florian lllies

Man könnte es auch als ein interaktives Buch bezeichnen. Florian Illies ergänzt in 1913 vorhandenes Wissen des Lesers mit anschaulichen Anekdoten und entwirrt die Beziehungen der Künstler unter– bzw. miteinander. Florian Illies flüstert dem Leser „Privates“ über bestimmte Künstler zu und der Leser lauscht voyeuristisch.

Schon die Einleitung hat mir sehr gut gefallen: Er verbindet in wenigen Sätzen den 12-jährigen Louis Armstrong mit Franz Kafka und Stalin, die nichts außer der Zeit, in welcher sie leben, wirklich etwas miteinander zu tun haben. Aber das reicht, oder vielleicht auch deswegen war ich sofort fasziniert.

Der Name Lou Andreas Salome war mir zwar im Zusammenhang mit Nietzsche bekannt, aber ich wusste nichts, außer Fakten über sie. Florian Illies zeigt, wie die Männer, ihr zu Füßen lagen. Männer, wie Friedrich Nietzsche, Franz Wedekind, Rainer Maria Rilke, Leonid Tolstoi und Richard Strauß. Das kann bestimmt nicht nur, wegen ihrer Schönheit gewesen sein. Also habe ich Lou Andreas Salome, in meine „Faszinierende Autorinnen“-Reihe, die ich im April zu rezensieren beginne, aufgenommen.

Arnold Schönberg hatte Probleme mit der Zahl 13, Aber hat er deswegen seine 12-Ton-Musik komponiert? Immerhin hat er seine Oper von „Moses und Aaron“ in „Moses und Aron“ umbenannt, weil der erste Titel 13 Buchstaben hatte. Abergläubisch, aber durchaus menschlich.

Thomas Mann wird durch den Kuraufenthalt seiner Frau Katja in Davos, zum „Zauberberg“ animiert. Unwillkürlich erinnerte ich mich sehr schwach an die Lektüre. Vielleicht eine Anregung das Buch nochmals zu lesen?

Es wäre schade, allzu viel zu verraten. Aber Else Lasker-Schüler hatte enge Bindungen zu Franz Marc, seiner Frau, Kandinsky und vielen weiteren. Oswald Spengler, Max Liebermann, Claude Monet und Picasso sind zusammen mit vielen weiteren Künstlern, die in diesem Buch die Protagonisten sind. Florian Illies schaut auch in die Schlafzimmer seiner Helden. Und eine der wichtigsten Fragen: Wer hat die Mona Lisa geklaut?

1913 – Der Sommer des Jahrhunderts macht Spaß! Spaß beim Hören! Und Spaß beim Lesen. Allerdings handelt es sich immer um Momentaufnahmen der Zeit. Der Sprecher Florian Illies plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen.

Das Buch animiert zum Recherchieren bzw. die eigene Leseliste zu erweitern. Es macht neugierig. Was war an Lou Andreas Salome so faszinierend, dass ihr diese klugen Männer geradezu verfallen sind?

Und diese Liebe zwischen Gottfried Benn und Else Lasker-Schüler. Es lohnt sich sicherlich, die Gedichte aus dieser Zeit zu betrachten

Aber es geht nicht nur um die Menschen, sondern auch um die Werke, die in diesem Jahr entstanden sind:

Woyzeck von Georg Büchner

Die Verwandlung von Franz Kafka

Die erste Umsetzung der Blauen Pferde von Franz Marc

Die Idee zu Der Zauberberg“ von Thomas Mann
12-Ton-Musik 
von Arnold Schönberg

Der Untergang des Abendlands von Oswald Spengler

Eine Liebe von Swann in: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust

Diese genannten Werke sind nur eine kleine Auswahl aus diesem Jahr der kreativen Fülle.

5/5 Punkten

Sprachliche Gestaltung 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts

Florian Illies erzählt diese „Fakten“ leicht und locker, so als habe er gerade von einer Freundin des Künstlers ein Geheimnis erfahren, dass er uns heute erzählen darf. Ich habe ganz aufmerksam gelauscht. Der Leser oder Hörer bringt oft ein schulisches Grundwissen über diesen Künstler mit. Genau dieses Wissen erweckt Florian Illies zum Leben. Ein wenig frivol, ein bisschen voyeuristisch, aber vor allem ist es amüsant. Es sind Anekdoten. Durch diese Vorgehensweise macht Florian Illies, aber nicht nur die Künstler, sondern auch deren Werke lebendig.

In zwölf Kapiteln, für jeden Monat im Jahr 1913 erzählt Florian Illies, was es kulturell zu erwähnen lohnt. Am Ende des Buches zitiert der Autor in einer Auswahlbibliografie, Werke denen er wichtige Hinweise verdankt. Also wer Appetit auf mehr hat, nehme sich diese Liste als Leseliste. Ab und zu hätte ich mir gewünscht, Florian Illies wäre länger bei einem Thema geblieben.

5/5 Punkten

Cover und äußere Erscheinung

Zur Vita Florian Illies

Der Einband ist schön gestaltet. Es zeigt wohl Frauen, die auf Wiesen wandeln. Passt!

4/5 Punkten

Das Hörbuch

Das Hörbuch gibt es zur Zeit (13.03.2019) bei audible herabgesetzt ca. zum halben Preis.

Fazit/Kritik 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts

1913 ist das letzte Jahr der guten alten Zeit. Es ist das letzte Jahr einer langen Friedensperiode. Bei dem Buch 1913 – Ein Jahrhundertsommer handelt es sich um ein stark kulturell ausgerichtetes Buch. Auf dieses kulturelle Füllhorn folgt das Zeitalter der Katastrophen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Verbindungen der Künstler untereinander waren mir oft nicht bekannt. Somit entwickelten sich aus kleinen Skizzen, farbenfrohe Charaktere. Ich hätte mir manchmal gewünscht, die Passage zu manchen Themen wäre länger gewesen, deswegen ziehe ich insgesamt 0,5 Punkte ab.

Aber es gibt ja noch den zweiten Teil: 1913 – Was ich unbedingt noch erzählen wollte

Ich vergebe insgesamt 4,5/5 Punkten.

@Liebe Nicole, vielen Dank für „1913 – der Sommer des Jahrhunderts“, auch wenn ich einige Jahre brauchte, das Buch endlich zu lesen.


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Connie Ruoff

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