Lieber Oliver,

vielen Dank, dass du uns heute ein wenig von dir und deinem Buch „Die Phönixkönigin“ erzählst und wir dich besser kennenlernen dürfen! Interview mit Oliver Kettiger.

„Die Phönixkönigin“ ist dein Debütroman. Hast du davor schon geschrieben?

Geschrieben habe ich vor allem Kurzgeschichten für Fanzines und Rollenspielabenteuer. Für all die verschiedenen Systeme, die ich mit meiner Gruppe spiele habe ich die Storys immer selbst geschrieben. Nebenbei schreibe ich jedes Jahr für Familie und Freunde eine klassische Weihnachtsgeschichte. Hier ist der Wunsch meiner Schwiegermutter zur Tradition geworden.

Wenn man deine Homepage besucht, findet man nicht nur Informationen zur Phönixkönigin, sondern auch Bilder und Beschreibungen über das Königreich Kassandera. Wie lange hast du dazu recherchiert?

Das Recherchieren hört mit dem Beginnen der Schreibarbeit nicht auf, sondern ist ein laufender Prozess. Immer wieder in der Geschichte bin ich auf Details gestoßen, die ich entweder selbst ausdefinieren, oder recherchieren musste. So musste ich einen Stadtplan von Khulpa Menorea entwerfen um die Wege der Charaktere überzeugend zu schreiben oder mich mit dem Aufbau von Hyänenrudeln beschäftigen um Tukangas Rudel korrekt zu beschreiben.

Du hast „Die Phönixkönigin“ als Selfpublisher veröffentlicht. Wie bist du dabei vorgegangen.

Der eigene Erstling ist immer etwas Besonderes und ich wollte die absolute Kontrolle darüber. Als Selfpublisher kann ich selber bestimmen wie das Buch daher kommt, ob es Hardcover wird, ob es Illustrationen beinhaltet und wie das Coverbild aussehen soll. Es ist viel Arbeit, aber ich wollte sicherstellen, dass bei der ersten limitierten Auflage des Romans die Gestaltung des Buches 100% zur Geschichte passt.

Deine Charaktere sind sehr ausgefeilt und authentisch entworfen. Schon bei anderen Autoren, die auch Rollenspieler sind, fiel es mir auf! Bist du durch das Rollenspiel gewohnt, in einen Avatar zu schlüpfen, oder besser: Die Figur mit Leben zu füllen?

Das ist eine sehr gute Frage. Es kann gut sein, dass ich es mir einfach gewohnt bin Abende als Vampir Businessman oder Schlitzohrigen Schurken zu verbringen. Es war mir aber auch ein wichtiges Anliegen die Charaktere nachvollziehbar zu gestalten, da ich selber enorm allergisch darauf bin wenn Charaktere in Büchern oder Filmen komplett gegen ihre Ideen handeln, weil das Skript es nun mal so will.
Da fall ich als Zuschauer oder Leser komplett aus der Story.

Was hast du in meiner Rezension vermisst?

Szenen in denen du besonders Lachen musstest oder die dich besonders Bewegt haben. Warum war Iskya dein Liebling?

Du hattest mir als Leseprobe das erste erste Kapitel geschickte, das mir gut gefallen hat. Dann bekam ich die limitierte Phönixkönigin, die ich in Ehren halten werde! Und dann las den Prolog und konnte nicht mehr aufhören zu lesen, Du lässt den Leser eine Welt erspüren, mit sämtlichen Sinnesorganen. Man bangt, weil man die Worte hört, aber letztendlich erst nach und nach versteht. Das war Atmosphäre pur! Immer im Hintergrund „Kommt der Tod?“ und „Wer ist er?“. Eigentlich erzählst du das gesamte Epos im Prolog. Der Leser versteht es nur noch nicht.

Im Prolog musste ich auch das erste Mal lachen.

„Wenn du jetzt beginnst, dir den Hintern zu putzen, reiße ich dir den Kopf ab.“ S.9

Und die Frage, warum Iskya mein Liebling ist, verstehe ich nicht, weil  ich Katzen und ihre Autonomie liebe. Und dann noch eine Katze, die fliegen kann. Sie ist mutig, stellt sich überlegeneren Gegnern und zeigt sich immer authentisch. Sie lässt sich nicht verbiegen. Und sie begleitet den Leser durch das Buch.  Es war für mich sofort klar, dass sie mein Liebling ist.

Wie gehst du beim Schreiben vor? Planst du vor dem eigentlichen Schreiben, den Roman durch bzw. plottest du zuerst, oder schreibst du eher nach Gefühl.

Interview mit Oliver Kettiger

Es ist wohl eine Mischung aus den Techniken. Ich überlege mir was die Kernaussage der Geschichte sein soll. Dann entwerfe ich einen vagen Handlungsstrang, der aber mehr als Idee gedacht ist und sich auch mit dem fortlaufenden Schreiben anpasst. Die Geschichte selbst schreibt sich dann von allein, denn häufig schreibe ich einfach mit, was gerade als Film in meinem Kopf abgeht und lache über unerwartete Wendungen oder schaue fassungslos zu wenn sich Charaktere immer tiefer hineinreiten. Manchmal denke ich während dem Schreiben: „oje, wie bekomm ich den da nur wieder raus…“

Du hast dich für ein Lektorat entschieden. Welche Erfahrungen hattest du damit?

Claudia und Carmen von der Scriptmanufaktur sind großartig! Sie machen es zu zweit und so entsteht eine Art lektorischer Chat. Der ist zum einen unglaublich unterhaltsam, vor allem wenn sich schweizer Ausdrücke eingeschlichen hatten und zum anderen sehr Zielführend, weil beide großes Knowhow und ein gutes Gespür für die Geschichte haben. 

Du verkaufst deinen Roman ausschließlich auf deiner Seite und bei von dir ausgesuchten Händlern. Warum?

(lacht) Hier kommt wohl wieder mein Kontrollzwang ins Spiel. Ich wollte den Roman im ersten Jahr nicht an Amazon und ähnliche Plattformen geben. Es gibt nur die gedruckte Version in einer Auflage von 500 Stück und dieser Druck wird nicht wiederholt. Es sollte etwas Exklusives sein.
Für den Roman, an dem ich im Moment arbeite kann ich mir eine E-Book Version oder Amazonplattformen aber durchaus vorstellen.

Ich habe auf deiner Seite gelesen, dass du mit dem Verkaufserlös von „Der Phönixkönigin“ deinen nächsten Roman finanzieren möchtest. Hast du schon ein neues Projekt? Möchtest du uns schon ein wenig andeuten?

Ich habe immer mehrere Projekte in verschiedenen Stadien. Ich möchte mehr Geschichten aus der Welt der Phönixkönigin erzählen und arbeite an einer weiteren Geschichte, welche aber nicht mehr ganz so episch werden soll und sich mehr auf die Menschen konzentrieren wird, als auf die Halbgötter. Trotzdem will ich mir Zeit lassen die Geschichte schön auszubauen.
Daneben schreibe ich an einem Science Fiction Roman mit dem Arbeitstitel ‚Transporter 301‘, der aber leichter und komischer werden soll, als die Phönixkönigin.
Es sind so viele Geschichten in meinem Kopf, dass „Transporter 301“ mir hilft Platz zu schaffen für das aufwändiger recherchierte Projekt in Kassandera.

Interview mit Oliver Kettiger

Hast du ein schreibendes Vorbild?

Ich mag es, wenn es ein Roman schafft mich in die Welt hineinzuziehen. Hier gibt es viele herausragende Schriftsteller.
Steven Ericson hat mich gelehrt, dass man den Leser auch durchaus mal für eine Weile im dunklen tappen lassen darf.
Agatha Christie lehrte mich, dass man am Ende lückenlos auflösen muss.
Terry Pratchett hat mir gezeigt, dass der Humor, gerade bei tragischen Geschichten wichtig ist.
George R.R. Martin wusste, dass Kämpfe blutig und hässlich sind und schließlich hat mich J.R.R Tolkien gelehrt eine komplexe und in sich logische Welt wirkt immer überzeugender.

Was liest du selbst gerne?

Fantasy und Science Fiction aller Art. Ich mag komplexere Geschichten mit unerwarteten Wendungen und ich liebe es, wenn mich ein Buch nicht mehr los lässt.
Zwischendurch lese ich mal einen Star Wars Roman, die sind meistens leicht verdaulich und sehr unterhaltsam, da das Franchise so gut ausdefiniert ist.

Findest du, dass Schriftsteller einen gesellschaftlichen Auftrag haben, wenn ja, was möchtest du deinen Lesern weitergeben?
Ich denke wir Schriftsteller hatten schon immer diesen Auftrag. Manchmal geht es einfach darum den Leser aus unserer Krisengeplagten Zeit zu reißen und ihn in andere Welten zu entführen. Die haben auch Probleme dort, aber es gibt immer eine Lösung.

Interview mit Oliver Kettiger

Die Message der Phönixkönigin ist klar: Es ist nicht immer alles so Richtig, nur weil es schon immer so gehandhabt wurde. Manchmal muss man den Mut haben über den Tellerrand zu schauen und dann neu anzufangen. Das gilt auch für Halbgötter.

Lieber Oliver, das waren meine Fragen. Möchtest Du noch einige Worte an deine Leserschaft richten?

Bleibt neugierig und hinterfragt stets euch und eure Umwelt. Seid anspruchsvoll in allem was ihr lest, esst, hört oder sagt und vergesst nicht so oft wie möglich auch über euch selbst zu lachen.

Vielen Dank für deine Bereitschaft Schreibblogg, einige Fragen zu beantworten.

Vielen Dank dir! Ein wirklich toller Blogg!

Rezension der Phönixkönigin

Interview mit Oliver Kettiger

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Benutzerbild von Connie Ruoff

Connie Ruoff

Mein Name ist Connie Ruoff, ich bin 1960 geboren, habe Philosophie und Germanistik studiert. Damit mir zu Hause nicht langweilig wird, studiere ich"Bloggen professionell gemacht" in der Fernakademie. Ich lese alles, was ich finden kann.

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