Buchrezension „Peripherie“ von William Gibson

Sciencefiction Bücherblog

1. Klappentext „Peripherie“

Flynne und Wilf leben auf zwei Seiten des »Jackpots«, der Apokalypse, die gegen Ende des 21. Jahrhunderts große Teile der Menschheit hinweggerafft hat. Jahrzehnte liegen zwischen ihnen, doch als ein Mord geschieht, nimmt Wilf Kontakt zu Flynne auf … Flynnes Heimatdorf liegt an der amerikanischen Ostküste, wo sie ihr Geld in einem 3D-Kopierladen verdient. Dort lebt auch ihr Bruder Burton, der heimlich Computerspiele testet, um seine spärliche Veteranenrente aufzubessern. Flynne springt eines Tages für ihn ein und findet sich in einer virtuellen, dunkelfremden Welt wieder, die an London erinnert.

Sie ahnt nicht, dass diese Welt die Zukunft ist, in der Wilf lebt, ein PR-Mann, der Promis betreut und ein Problem hat, als eine seiner Kundinnen ermordet wird. Flynne ist die einzige Zeugin des grausamen Verbrechens – und wird von Wilf mithilfe eines Peripherals über den Zeitsprung hinweg kontaktiert. Dadurch wird sich Flynnes Welt ein für alle Mal ändern, während Wilf erfahren muss, dass die Vergangenheit einen langen Schatten hat und die Zukunft kein Spiel ist.

3. Zum Inhalt „Peripherie“

William Gibson gilt als Visionär seines Genres. Sein berühmtestes Buch ist wohl „Neuromancer“. Er gilt auch als Erfinder der Matrix.

Vor Kurzem rezensierte ich ein Sachbuch über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Entwicklung und den Risiken dieser Entwicklung. William Gibson hat genau diese befürchteten Ereignisse in seiner Dystopie „Peripherie“ spektakulär umgesetzt.

Wir sehen eine Welt mit hoch entwickelter Mobilkommunikation und Nanotechnologie. Das Gaming hat eine wichtige Bedeutung. Die Menschen benutzen Avatare sog. Peripherals, als ferngesteuerte Zweitkörper und autonome Robotersysteme. In der Welt nach dem „Jackpot“, nach der Apokalypse, sind hochentwickelte Waffentechniken, Drohnen, die Schwarmverhalten imitieren, und deren Entscheidungen lediglich von Algorithmen beeinflusst werden, technisierte Medizin – z. B. Exoskelette, und Quantenphysik Bestandteil des Alltags.

Die künstliche Intelligenz ist so genial, dass sie kaum noch zu identifizieren ist. Aber der Autor zeigt uns nicht nur den technischen Fortschritt, sondern hat den Focus auf den Menschen gerichtet. Ich fand es als Hörer sehr ansprechend, wie Flynne, die aus der Zeitzone vor dem „Jackpot“ stammt, bei ihren Besuchen in der „Zukunft“, auf diese veränderte Welt, die noch dazu nur noch spärlich bevölkert ist, reagiert. Der Hörer nimmt Verunsicherung, Zweifel und auch Angst war.

Beim Hören stellte ich mir die Frage, ab welchem Punkt ein Avatar, Peripheral oder eine künstliche Intelligenz, also auch Robotsysteme, die von einer künstlichen Intelligenz geführt werden, ein Bewusstsein entwickeln. Das Hörbuch und David Nathan’s Stimme setzten sofort mein Kopfkino in Gang.

Natürlich darf nicht vergessen werden, dass ein Mörder gefasst werden soll. Ein Mörder, der Einfluss auf beide Zeitebenen hat. Wie faszinierend! Aber, wie soll das gelingen, wenn die einzige Zeugin aus der anderen Zeitebene kommt? Lasst euch überraschen!

5/5 Punkten

4. Protagonisten

Die Charaktere sind mehrschichtig entworfen und lassen sich nicht einfach in eine Schublade sperren. Dem Autor gelingt es, den zwei Zeitebenen unterschiedliche Schreibstile zuzuordnen.

Besonders Flynn hat mir, aufgrund ihrer Vorgehensweise sehr gut gefallen. Sie stellt kluge Fragen und ahnt, dass es auf manche Fragen keine befriedigende Antwort gibt. „Sind Sie real?“ Eine interessante Frage! Noch interessanter wäre, welche Konsequenz hätte ein nein?

5/5 Punkten

5. Sprachliche Gestaltung

Es ist keine leichte Lektüre und auch nicht als Hörvergrügen nebenher geeignet. William Gibson will einen aufmerksamen und für Neuheiten offenen Leser/Hörer. Ich musste die ersten Kapitel zweimal hören, um zu erfassen, was auf welcher Zeitebene spielt und die neuen Techniken zu verstehen. David Nathan’s Sprechweise und Artikulation halfen sehr dabei die unterschiedlichen Zeitszenarien zu unterscheiden. Auch hier zeigt sich wieder einmal die Professionalität des Sprechers.

Spätestens jetzt belohnt der Autor den Leser/Hörer mit einer dystopischen Welt, die unglaublich, überaus faszinierend und beängstigend ist. Eben eine gelungene Dystopie.

Als besonderes Leckerli möchte ich noch den Kinderwagen mit einem Waffensystem erwähnen, der das Kind vor Entführung schützen soll.

Dem Kind werden bei Feststellung einer Gefahr, Bilder von Pandabären gezeigt, um ein Trauma zu verhindern. Das Waffensystem ist autonom. Es kann weder abgeschaltet noch reguliert werden. Das System selbst entscheidet, ob es sich um eine Gefahr handelt. Sollte dem so sein, schickt das System Drohnen los, die Schwarmverhalten imitierend den Gegner eliminieren. Gut oder böse?

5/5 Punkten

booklet i peripherie

6. Cover und äußere Erscheinung

„Peripherie“ von William Gibson seine Webseite erschien am 24.11.2017 als Audioformat bei Ronin Hörverlag unter der ISBN 9783961540624 im Genre: Science-Fiction.

booklet i peripherie william gibson

Es werden zwei Audio-CD’s mit insgesamt 962 Minuten Multiversum in einer ansprechenden Verpackung geliefert. Es gefällt mir gut, dass Autor und Sprecher  auf der Innenseite abgebildet sind.

Es ist auch bei Audible erhältlich und Abonnenten der Online Bibliothek SCRiBD können es dort als monatliches Hörbuch wählen.

5/5 Punkten

7. „Peripherie“ wird von David Nathan gesprochen

Hörprobe

David Nathan ist mein Lieblingssprecher. Er ist die deutsche Stimme von Christian Bale, Johnny Depp und Paul Walker. Viele kennen David Nathan auch von Steven King’s, Lovecraft’s oder Haruki Murakami’s Hörbücher. Andere kennen und schätzen seine Stimme, wegen „Ready Player One“, dem „Fluch der Karibik“ oder der „Faith van Helsing“-Reihe.

David Nathan’s Stimme beherrscht das Geschehen. Dramaturgisch jongliert er damit Handlung und Protagonisten. Der sonore warme Klang nimmt den Hörer gefangen. Meiner Ansicht nach ist David Nathan einer der besten deutschen Sprecher. Schaut euch den Bericht auf YouTube an. Ein Gewinn für jedes Hörbuch.

8. Fazit „Peripherie“

Wie schon erwähnt, muss man gerade am Anfang sehr konzentriert zuhören, um die Zeitebenen unterscheiden zu können. Dann jedoch ist es „Science-Fiction“ vom Allerfeinsten.

Ich habe 962 Minuten damit verbracht, zuzuhören, ohne mich einmal zu langweilen. Ich wollte immer weiter hören, nicht nur, weil ich den Mordfall gelöst haben wollte, sondern weil ich das Szenario so atemberaubend empfand und meine Nerven zum Zerreißen angespannt waren. So müsste man schreiben können!

„Peripherie“ hat mich begeistert und wirkt immer noch in Gedanken nach. Wird so unsere Zukunft aussehen?

@Ronin Hörverlag
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar!

Ich vergebe insgesamt 5/5 Punkten.

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Connie Ruoff

Mein Name ist Connie Ruoff, ich bin 1960 geboren, habe Philosophie und Germanistik studiert. Damit mir zu Hause nicht langweilig wird, studiere ich"Bloggen professionell gemacht" in der Fernakademie. Ich lese alles, was ich finden kann.

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